Informationen, Fakten, Meinungsfrage, Wirklichkeit, Vorurteile, Horizont


Die Erweiterung des Horizonts ist dieser Tage so viel wert.

Ich habe gestern ziemlich lange mit einer Person gesprochen, die der festen Überzeugung ist, dass es sich bei der Corona-Pandemie um eine weltweite Verschwörung handelt, die nur dazu dienen soll unsere Freiheit einzugrenzen und dafür zu sorgen, dass sich die Machtverhältnisse komplett verschieben.

Ich bin Dank der Tatsache, dass ich nun täglich meine Gedanken aufschreibe relativ ruhig geblieben und habe einen großen Schritt bemerkt, den ich seit dem Bloggen gemacht habe. Ich konnte mir diese Aussage vollständig und ruhig anhören. Ich habe versucht angeführte Argumente zu verstehen und war dadurch in der Lage durch gezielte Nachfragen, und nicht durch die Darstellung meiner Meinung, die gefühlte Weltverschwörung nochmals neu zu betrachten. Auch habe ich darüber nachgedacht, ob China vielleicht tatsächlich in der Lage wäre, ein Virus zu erfinden und um die Welt zu schicken, um vielleicht durch den Verkauf von Hilfsmaßnahmen und langfristige Kreditvergaben alle afrikanischen Staaten als neuen Markt zu erschließen und dieses durch Instabilität auf den gesamten Globus auszuweiten. Kurz: Das ist Quatsch, aber ich habe die Bedenken meines Gesprächspartners mit seinen Argumenten betrachtet und nicht am Satzanfang seiner Aussage bewertet und abgehakt.

Das brachte mich nach dem Gespräch zu einem alten Gedanken, dass sich mit dem Thema Urteil und Vorurteil befasst. Jedes Urteil, das durch neue Erkenntnisse zu einem neuen Urteil führt, macht das alte Urteil zu einem vorherigen, also einem Vorurteil. Das gleiche gilt in meinen Augen für die Meinungsbildung und die gelebte Wirklichkeit. Woher beziehen wir unsere Informationen? Wie verarbeiten und überdenken wir sie? Überprüfen wir das, was wir gelesen, gehört oder gesehen haben? Ging man früher in die Bibliothek, weil man sich für ein Thema interessierte, hatte dann auch noch das Glück ein Buch zum Thema im Bestand vorzufinden, hatte man einige Seiten und Zeit vor sich, um sich mit der Sache auseinander zu setzen. Heute kommt es mir so vor, als ob sich die Menschen auf den Seiten, die am ehesten in Ihr Weltbild, in Ihre Wirklichkeit passen, durch Überschriften klicken und das Thema schnellstmöglich, am besten in einem ausgewählten Kreis weiterverbreiten. Anderslautende Meinungen, auf Seiten die nicht ins Meinungsbild passen, werden mit kurzen negativen, lächerlich machenden Gegenmeinungen kommentiert. Was bringt es? Gar nichts. Meinung ändert gar nichts. Es kommt auf den Dialog an. Es kommt darauf an Themen aus verschiedensten Richtungen zu betrachten und aufgrund verschiedener Sichtweisen neue Erkenntnisse zu entwickeln, die uns in die Lage versetzen ein neues Urteil zu einer Situation zu bilden.

Wir müssen unseren Horizont erweitern und können uns nicht darauf berufen, dass das Buch in der Bibliothek bereits verliehen war.


7_MGB_21042020_HORIZONT

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